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Naturschutzgroßprojekt Niedersächsischer Drömling


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Kaiserwinkel

Lebendige Kulturlandschaft

Feuchtwiesen zählen im Drömling zu den artenreichsten Lebensräumen. Sie sind Ergebnis extensiver Mahd und Beweidung auf feuchten bis nassen Standorten. Ganz eigentümliche Gesellschaften von Pflanzen und Tieren haben sich unter diesen Bedingungen eingestellt. Sehr bedeutsam ist das etwa 310 ha große Schutzgebiet südlich der Ortschaft Kaiserwinkel. Geprägt ist diese Landschaft durch die Rimpausche Moordammkultur, für deren Erhalt eine große Verantwortung besteht. Zahlreiche gefährdete Arten wie Fischotter, Biber, Bekassine, Kranich, Sperbergrasmücke, Schlagschwirl, Laubfrosch und Kammmolch leben hier im Zusammenspiel von Feuchtwiesen, Großseggenriedern und Gräben.

Unter dem Diktat der Nässe

Als Land der tausend Gräben weist der Drömling, wie auch hier im Kaiserwinkel, entlang der Grabenböschungen ein dichtes Netz an Heckenstrukturen auf. Sie bestehen vorwiegend aus uhrglasförmigen Grauweiden mit eingestreuten Kopfweiden, die im Sommer mit einem Schleier aus Hopfen überzogen werden. Sehr alte knorrige Kopfweiden bieten zahlreiche Baumhöhlen und Totholz für Fledermäuse, Höhlenbrüter und viele bedrohte Käferarten. Ein hoher Anstau des Grabensystems sichert die nassen Bedingungen der Grünländer und reduziert die Torfzehrung. Ein Ringgrabensystem schützt den Ort Kaiserwinkel vor zusätzlich schädigenden Grundwassereinflüssen.

Graben – Lebensraum als Ersatz

Heute sind die Gräben im Drömling wertvolle Lebensräume.Sie ersetzen verloren gegangene Auen- und Moorgewässer. Der Biber ist zurück gekehrt. Der quirlige Fischotter fühlt sich hier ohnehin wohl. Eisvogel, Graureiher und Silberreiher können beobachtet werden. Zwischen Wasser und Land wechseln Ringelnatter und quakende Sänger wie Laubfrosch, Moorfrosch, Gras- und Teichfrosch. Ein Exot unter den Fischen ist der stark gefährdete Schlammpeitzger. Als Bodenfisch hält er sich tagsüber im Schlammgrund verborgen. Nachts wird er aktiv und sucht nach Muscheln, Schnecken und Insekten. Üppig ist die Pflanzenwelt. Im flachen Wasser wachsen Wasserschlauch, Wasserfeder, Froschbiss, Schwanenblume und Froschlöffel. Die Grabenränder sind Rückzugsraum für seltene Arten der Röhrichte, Seggenrieder und Nasswiesen.

Rimpau´sche Moordammkultur

Noch bis 1737 galt der Drömling als undurchdringlich. Friedrich II. erteilte schließlich 1770 den Befehl, das Land durch Entwässerung urbar zu machen. Vor rund 150 Jahren führte Theodor Hermann Rimpau die Moordammkultur ein. Im Abstand von 25 m wurden 1 – 2 m tiefe und bis zu fünf Meter breite Dammgräben ausgehoben. In diesen sammelte sich das Wasser und verdunstete (Verdunstungsgräben). Die ausgehobene Moorerde wurde zur Anhöhung auf die Dammflächen planiert. Sand aus tieferen Schichten wurde anschließend 10 – 20 cm hoch aufgebracht. Das Land zwischen den Wasserläufen wurde historisch als Acker, heute als Grünland bewirtschaftet.